Mit Hilfe des ADAC und anderer Spender brachte der Verein 6 Millionen DM zusammen. Die Nachricht zur Gründung von Ja zum Nürburgring liest sich wie das who is who der damaligen Automobil- und Motorsportlandschaft in Deutschland. Es war das erste, aber nicht das letzte Mal, dass der Verein im Sinne des Nürburgrings konstruktiv tätig geworden ist.  Die alte Holztribüne an Start und Ziel bebte, wenn die Spitze des Formel 1-Feldes vorbeidonnerte. So habe ich es in den Sechzigern noch erleben dürfen. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie sich das bei den mörderischen Silberpfeilen angefühlt haben muss. La Ola? Nee, ist nicht im Fußball erfunden worden. Das passierte Jahre vorher schon auf dieser Tribüne. Die Musik dazu spielten 8 und 12-Zylinder.


Heute vor genau 40 Jahren wurde die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings eröffnet. Vorausgegangen waren Jahrzehnte unvergleichlichen Motorsports seit 1927, aber auch Sicherheitsdiskussionen und der berühmte, fürchterliche Unfall von Niki Lauda 1976.

Wer das Glück hatte, den "alten" Nürburgring bis Ende der 60er Jahre kennenzulernen, mit geflicktem Asphalt, zahllosen Kurven und Bodenwellen, der hat den großen Umbau 1971 bereits als Verlust betrachtet. Auslaufflächen, Leitplanken, Begradigungen entschärften den ursprünglichen Ring, um die Sicherheit zu erhöhen. Das geschah völlig zu Recht, zerstörte aber auch einen Teil der einzigartigen Atmosphäre jener Jahre. Der Begriff "Grüne Hölle" bezog sich auf den damaligen Ring, auch wenn er heute noch bei jeder Gelegenheit verwendet wird. Es folgte der Unfall von Niki Lauda, der allgemein als Auslöser für den Bau einer kürzeren Strecke angesehen wird. Tatsächlich begannen die Überlegungen aber schon weit früher. Neben den begründeten Sicherheitsbedenken der Fahrer waren es vor allem die Interessen der Fernsehgesellschaften, die auf kürzere Rundenzeiten und damit mehr Leben vor der Kamera drängten. Ein Formel 1-Feld mit rund 20 Autos verlor sich auf der Nordschleife, man musste schon die Formel 2 im Abstand folgen lassen, damit etwas passierte auf der Rennstrecke.

Otto Flimm hatte schon immer eine besondere Verbindung zum Nürburgring, und als Vorsitzender des ADAC Nordrhein und Erster Vizepräsident des ADAC insgesamt war er in einer günstigen Position, sich hier einzuschalten. Wenig bekannt ist allerdings, wie viel Arbeit in dieses Projekt ging, mit dessen Erfolg sich hinterher viele Politiker schmückten. Nur der unbeugsame Wille von Otto Flimm, seine Beharrlichkeit und seine anerkannte Uneigennützigkeit führten nach langen Jahren der Lobbyarbeit zum Erfolg.

Die wesentlichen Ziele wurden im November 1976 festgelegt:

  • Bau einer Kurzstrecke bei Erhaltung der alten Nordschleife
  • Bereitstellung der Mittel "à fonds perdu"

Wer mit Otto Flimm jemals über den Bau der GP-Strecke gesprochen hat, hat den Begriff "à fonds perdu" ganz sicher gehört. Es bedeutet, dass öffentliche Mittel für den Bau als "verloren" ausgewiesen wurden, d.h. auf deren Rückzahlungspflicht verzichtete die öffentliche Hand von vornherein. Dadurch war die Schuldenfreiheit des Nürburgrings sichergestellt. Genau in diesem Punkt begründet sich auch der Widerstand, den Otto Flimm später gegen das Projekt Nürburgring 2009 und den Verkauf des Rings geleistet hat: Der Ring an sich war schuldenfrei und profitabel, solange Politiker in Mainz keinen Unfug damit angestellt haben.

Doch heute konzentrieren wir uns auf diese gewaltige Leistung des Baus der GP-Strecke, die dem Nürburgring das Überleben gesichert hat, und damit auch der gesamten Region. Nur die Aussicht auf den Neubau hielt bestimmte Rennserien noch am Ring, die Formel 1 war bereits einige Jahre weg, es folgten Motorräder und Gruppe C. Dann kam die GP-Strecke und setzte neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit. Sie hat für sich nie die Attraktivität gewinnen können, die die Nordschleife bis heute hat, aber sie hielt den Ring am Leben und ersetzte veraltete Gebäude und sonstige Anlagen.
Schauen wir heute auf den Nürburgring nach fast 100 Jahren, dann sehen wir eine unvergleichliche Historie des Motorsports über Jahrzehnte hinweg. Der Ring musste sich ändern, aber nicht nur ein Mythos, sondern eine lebendige Rennstrecke zeigt immer und immer wieder, was sie aus allen Rennstrecken weltweit heraushebt.

Wenn wir heute auf 40 Jahre Grand-Prix-Strecke zurückblicken, dann schauen wir auf das Lebenswerk des Otto Flimm, ohne den sich in der Eifel schon lange keine Räder mehr drehen würden. Die Südschleife mag da als Beispiel dienen: eine Rennstrecke ist schnell in eine Landstraße verwandelt.

Zu diesem besonderen Tag möchte ich ein paar besondere Erinnerungsstücke aus dem Nachlass von Otto Flimm präsentieren:

  • eine Kopie des Schecks, mit dem Ja zum Nürburgring 6 Millionen DM zum Bau beigesteuert hat
  • ein Stück der originalen Haupttribüne, aufgenommen auf dem Stuhl in meinem Weinkeller, auf dem Otto Flimm so oft gesessen und sich über Nürburgring oder den ADAC aufgeregt hat
  • Links zu zwei Dokumentationen, die Otto Flimm seinerzeit angefertigt hat, um die mühselige Arbeit zu dokumentieren, die dem Bau der GP-Strecke voranging.

In wenigen Tagen wäre Otto Flimm 95 Jahre alt geworden, nun ist "seine" GP-Strecke 40 Jahre alt. Egal, was gerade am Nürburgring geschieht, das ist ein Grund zum Feiern.

 
Autor: Dieter Weidenbrück, 12.05.2024

https://www.ja-zum-nuerburgring.de/images/webseite/Dokumentation_Flimm_1.pdf

https://www.ja-zum-nuerburgring.de/images/webseite/Dokumentation_Flimm_2.pdf