Nürburg 9. Juli 2013 – In einem Interview in der Rhein-Zeitung vom heutigen Tage äußert sich Sanierungsgeschäftsführer Prof. Dr. Dr. Schmidt zur derzeitigen Situation am Nürburgring. Die Überschrift „Sanierer: Ausbau war richtig – am Nürburgring ist nichts überdimensioniert“ erweckt bei Kennern des Nürburgrings zunächst den Eindruck eines verspäteten Aprilscherzes der Rhein-Zeitung. „Sollten die dem Sanierungsgeschäftsführer zugeschrieben Aussagen indes zutreffen, muss die Frage erlaubt sein, ob sein Realitätssinn durch das Sommerwetter und das Formel 1-Wochenende getrübt wurden“, sagt Otto Flimm, der Vorsitzende des Vereins „Ja zum Nürburgring“.

Offensichtlich wird der Versuch unternommen, das Dilemma des Projektes „Nürburgring 2009“ nachträglich in ein gutes Licht zu tauchen, um potenziellen Bietern den Mund wässrig zu machen. Dabei sind die Anpreisungen nur zu durchsichtig: Riesige Bauten, die an den Bedürfnissen des Sports und der Region vorbeigehen, die zu teuer und europarechtskonform nicht zu finanzieren waren, werden jetzt zur richtigen Konzeption hochstilisiert! Der unauflösbare Widerspruch in den Äußerungen lässt nur einen Schluss zu: Hier soll mit allen Mitteln die Braut schöngeredet werden, um den Verkaufspreis möglichst hochzutreiben.

Wenn das Reden und Handeln des Sanierungsgeschäftsführers und des Sachwalters am Nürburgring bereits vor diesem Interview immer wieder die Tendenz des Schönredens aufwiesen, gehen die in dem Interview widergegebenen Aussagen Schmidts vollkommen an den tatsächlichen und wirtschaftlichen Realitäten vorbei. Ohne besondere Spezialkenntnisse, die indes von einem Sanierungsgeschäftsführer zu erwarten wären, sieht jeder, der sich am Nürburgring umschaut, die Leerstände und den Instandsetzungsrückstau. Auch die Wetterverhältnisse in der Hocheifel sowie die Rahmenbedingungen des Breitensports, die über 90 Prozent der Nutzung der Rennstrecke ausmachen, dürften nicht nur den Veranstaltern und den Bürgern der Region bekannt sein. „Wenn der Professor aus Trier jetzt erneut den Ganzjahresbetrieb ausruft, fragt es sich, in welcher Welt er lebt“, ist Flimm entrüstet. „Geblendet vom Glanz der Formel 1, vergisst hier offensichtlich jemand das kleine wirtschaftliche Einmaleins“, fügt er hinzu. Wann die Formel 1 noch einmal am Nürburgring gastieren wird, steht zudem in den Sternen. „Der 2013-Vertrag ist einmalig und wird so nicht wiederholt werden können, selbst wenn ich – wie in diesem Jahr – erneut meine guten Kontakte zu Ecclestone in die Waagschale werfe“, erklärt Flimm.

Es wäre eine Katastrophe, wenn ein Investor die Rennstrecke nur aufgrund der überzogenen Darstellungen eines Sanierungsgeschäftsführers kaufen würde, um dann hinterher auf Kosten der Region und des Breitensports mit aller Macht zu versuchen, seine Investitionen durch das Drehen an der Preisschraube und durch Bündelangebote zum Nachteil der regionalen Wirtschaft zu retten. Das Ergebnis wäre eine Wiederholung der fatalen Situation, die mit der Einsetzung der privaten Pächter Lindner & Richter ausgelöst wurde.

Wenn es den Verantwortlichen am Nürburgring tatsächlich um den Breitensport und die Region geht, müssen sie eine am Gemeinwohl orientierte, dauerhafte Lösung für den Nürburgring finden. Dies gelingt sicher nicht mit überzogenen Aussagen, die den möglichen Investoren ein vollkommen falsches Bild von dem Potenzial des Nürburgrings vermitteln.

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