Nürburg, 28. Oktober 2013 – Im Rahmen der heutigen Bürgerversammlung hat der Verein „Ja zum Nürburgring“ Mitglieder, Sportler und Fans sowie die Bürger der Region über den aktuellen Stand am Nürburgring sowie seine Aktivitäten informiert, die Gemeinwohlbindung der Sportstätte zu erhalten. Der Vorsitzende des Vereins verlangt von den Insolvenzverwaltern und der mit dem Veräußerungsprozess beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, Kaufinteressenten umfassend über die Risiken und Rahmenbedingungen der Sportstätte des Nürburgrings zu informieren. Gleichzeitig hat der Verein „Ja zum Nürburgring“ die rheinland-pfälzische Landesregierung aufgefordert, in der Öffentlichkeit über die von ihr forcierten Privatisierung der Rennstrecke für Klarheit zu sorgen.
Die Sportstätte des Nürburgrings befindet sich in ihrer bisher tiefsten Krise, die durch die Einleitung des Verkaufsprozesses einen weiteren traurigen Höhepunkt erreicht hat. Der Verein „Ja zum Nürburgring“ kämpft für einen gemeinwohlorientierten Erhalt der Rennstrecke und stemmt sich gegen die Veräußerung an einen privaten Investor, dessen Antrieb allein die Gewinnmaximierung und nicht der Sport und die Region sind.
Es besteht die große Gefahr, dass die Rennstrecke aufgrund ihres immensen Images, des derzeitigen Notstands an interessanten Anlageobjekten und durch die Aktivitäten der Insolvenzverwalter als unwirklich geschmückte Braut in die Hände eines Finanzhais gerät. Um dies zu verhindern, hat Otto Flimm, der Vorsitzende des Vereins „Ja zum Nürburgring“, einen Brandbrief an die Insolvenzverwalter und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geschrieben. Flimm macht darin deutlich, dass der Nürburgring wegen seiner besonderen Aufgabenstellung nicht mit normalen Wirtschaftsunternehmen vergleichbar ist. Er warnt auch vor Regressansprüchen, falls die Interessenten nicht über alle Risiken informiert werden. „Es werden Zahlen über zu erzielende Betriebsergebnisse in die Welt hinausposaunt, die bei realistischer Einschätzung nicht erreichbar sind“, beklagt Flimm, der einer der intimsten Kenner der Situation am Nürburgring ist. Er war nicht nur aktiver Motorsportler, ADAC-Präsident und Vizepräsident der FIA, sondern auch Initiator des Baus der Grand-Prix-Strecke am Nürburgring.
Flimm verdeutlicht, dass keinesfalls dauerhaft von einem Motorsportboom, wie er derzeit ausgelöst durch Michael Schumacher und Sebastian Vettel herrscht, ausgegangen werden kann. Ob die Formel 1 noch einmal am Nürburgring gastieren werde, stehe ebenfalls in den Sternen. „Der 2013er Vertrag ist einmalig und wird nicht so wiederholt werden können“, erklärt Flimm, der seine guten Kontakte zu Ecclestone in die Waagschale geworfen hatte. Auch das Eifelwetter ist ein großer Unsicherheitsfaktor, da der Nürburgring in einer Region mit besonders rauhem Klima liegt. Die geographische Lage des Rings stellt auch ein Problem für massenattraktive Veranstaltungen dar, da kein Autobahnanschluss existiert und eine erhebliche Entfernung zu Ballungsgebieten besteht.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung, die die Privatisierung des Nürburgrings forciert, lässt ebenfalls die notwendige Transparenz vermissen. Dies gilt umso mehr, als die Insolvenzverwalter und die Landesregierung immer wieder betonen, eine Veräußerung sei unabdingbar und müsse u.a. nach den Transparenzanforderungen des EU-Rechts erfolgen. Der Verein „Ja zum Nürburgring“ hat daher Auskunftsansprüche nach dem Informationsfreiheitsgesetz geltend gemacht, um Klarheit hinsichtlich der Fristen sowie der Zuschlags- und Bewertungskriterien einzufordern, nach denen Angebote für die Sportstätte beurteilt werden. Auch die Identität der Bewerber ist für den Verein von zentraler Bedeutung. Schließlich hat der rheinland-pfälzische Landtag ein Nürburgringschutz-Gesetzes verabschiedet, dass gegenüber dem Erwerber/Betreiber den öffentlichen Zugang zum Nürburgring zu angemessenen Entgelten sicherstellen soll.
Flimm motiviert sein Engagement so: „Ein allein auf Gewinnmaximierung ausgerichteter Käufer wird alles daran setzen, den Breitensport zu vertreiben und alle Geschäfte zum Nachteil der regionalen Wirtschaft an sich zu ziehen. Dies müssen wir auf alle Fälle verhindern.“ Die symbiotische Beziehung zwischen der traditionsreiche Rennstrecke, welche seit über 85 Jahre im öffentlichen Eigentum steht, den Bürgern der Region und dem Breitensport muss erhalten bleiben, wenn der Nürburgring eine Zukunft haben soll.