Liebe Vereinsmitglieder,

die Chance ist zunächst einmal vorbei, die Rennstrecke aus dem Bieterverfahren herauszuhalten und sie weiter in öffentlicher Hand oder zumindest durch eine am Gemeinwohl orientierte Organisation betreiben zu lassen.

Wie es dazu gekommen ist, sollte noch einmal festgehalten werden. Es hat seit Beginn der Misere und dann des Insolvenzverfahrens die immer wieder von uns vorgeschlagene und gesuchte Zusammenarbeit mit der Politik (besonders die zuständigen Minister Lewentz und Lemke) und den Insolvenzverwaltern nicht gegeben. Weder gegenüber der EU noch beim Ausschreibungs- oder Bieterverfahren, auch nicht bei der Nacht- und Nebel-Verpachtung an Lindner/Richter, wodurch die Rennstrecke überhaupt erst mit in die Beihilfeproblematik hineingezogen wurde.

 

Ob durch das noch laufende EU-Verfahren die Möglichkeit noch einmal wiederkommt, ist derzeit offen. Stand heute ist, dass der Nürburgring durch die Insolvenzverwalter mit Zustimmung der Landesregierung verkauft ist.

Unsere Beurteilung dazu:

Sehen wir zunächst die positiven Seiten:

  1. Der Verkauf an H.I.G., der fast perfekt schien, kam nicht zustande. Den Zuschlag erhielt die Fa. capricorn.
  2. Der neue Eigentümer und die Insolvenzverwalter haben das mit dieser Entscheidung verbundene Konzept vorgestellt und die Umsetzung versprochen:
    - Förderung des Motorsports
    - Keine weiteren Kostenbelastungen, insbesondere für den Breitensport
    - Förderung der Region
    - Kräftige Investitionen, 25 Millionen Euro
    - Erhalt der F1 auf dem Ring, sofern bezahlbar
    - Begründung eines dem Auto nahestehenden Technologiezentrums
    - Einsetzen eines Beirats aus der Region und dem Motorsport
    - Weitere Zusagen und Versprechungen

Wo liegen unsere Bedenken?

Der Öffentlichkeit und vielleicht auch der EU gegenüber wird versucht, ein Ergebnis von über 100 Mio € darzustellen (Kaufpreis 77 Mio. € plus Investitionen 25 Mio. €). Diese Summe ist vielleicht gut für die Honorarforderung der Insolvenzverwalter und Berater sowie auch für die Politik, um den riesigen Verlust herunterzuspielen. Deshalb zur Klarstellung, die Investitionen in Höhe von 25 Mio € werden vermutlich nicht als capricorn-Mittel eingebracht, sondern müssen als Überschüsse aus dem Betrieb erwirtschaftet werden. Dies wird neben der Finanzierung, der Abschreibung und Tilgung des Kaufpreises den Kostendruck auf die Käufer erhöhen. Man sollte auch wissen, dass der erzielte Kaufpreis im Wesentlichen für die bis dahin durch Mitwirkung des Vereins schuldenfreie Rennstrecke bezahlt wurde. Die Investition des Landes von ca. 500 Mio. € (angemeldeter Betrag im Insolvenzverfahren) für die unseligen Neubauten sind meiner Ansicht nach auf nicht mehr als 25 Mio. zusammengeschrumpft. Der Verlust beträgt somit 475 Mio. €.

Wir haben uns deshalb ja für die Lösung eingesetzt, den Nürburgring weiter in öffentlicher Hand zu halten, oder aber für den Verkauf an einen gemeinwohlorientierten Betreiber ohne Belastung des Käufers durch Amortisation, Zinsen, Gewinn und Abschreibungen. Unter Berücksichtigung, dass der derzeitige Motorsportboom nicht immer so bleibt, ist nach unserer Erfahrung langfristig der Ring nur kostendeckend zu betreiben, wenn der Eigentümer keine Finanzierungskosten aufbringen muss.

Unsere Aufgabe für die Zukunft wird es nun sein, hellwach zu bleiben, um an den Handlungen und Taten zu messen, ob das versprochene Konzept umgesetzt wird.

Noch einmal ein Wort zum Verfahren. Anstatt den Verkauf mit aller Gewalt durchzuführen, wäre es sicher besser gewesen, auf unseren Vorschlag einzugehen, sich auf ein gemeinsames Konzept zu einigen zwischen Land, Insolvenzverwaltern und dem Verein als Vertreter für Nutzer und Region, dies bei der EU vorzubringen und nach der Entscheidung die bestmögliche Umsetzung durchzuführen, wie auch immer diese Entscheidung ausgefallen wäre.

Jetzt bleibt die Entscheidung der EU noch abzuwarten.

Mit freundlichen Grüßen, und schon einmal Dank für Ihren bisherigen Einsatz
 
Otto Flimm
Vorsitzender Verein „Ja zum Nürburgring“

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